Von Jochen Molck

Beim sehr gut besuchten Klima-Kongress der grünen Landtagsfraktion am 04.11. ging es weniger um große Kontroversen, sondern um eine Art Selbstversicherung wo man/frau steht und was die gemeinsame Strategie auf den unterschiedlichen Ebenen und Feldern sein muss, um eine klimaneutrale Transformation in NRW hinzubekommen. 

Unter dem Motto „In Brüssel und NRW gemeinsam klimaneutralen Wohlstand schaffen“ stellte der Abgeordnete des Europäischen Parlaments Michael Bloss eine grüne Erfolgsbilanz vor, in der es wenig Widersprüche gab. Bis 2050 soll die EU klimaneutral sein, bis 2030 der CO2-Ausstoss um 50 % verringert sein. 80 % der Energie sollen aus erneuerbaren Quellen kommen, und über das Klimageld für Bürger*innen sollen die sozialen Belastungen aufgefangen werden. 

Etwas kontroverser ging es dann bei der anschließenden Podiumsdiskussion zu, die mit dem Leiter des Wuppertal-Instituts, einem Vertreter der Gewerkschaft IGBCE, Fridays for Future und der Wirtschaftsministerin Mona Neubaur nicht rein grün besetzt war. „Wir haben etwas erreicht, aber längst nicht genug. Wir brauchen Tempo, Tempo auf vielen Ebenen“, so Manfred Fischedick vom Wuppertal-Institut. Ähnlich formulierte es Pauline Brünger (FFF). Sie hielt fest, dass die einfachen Erfolge erreicht seien, sich aber auch die Gegenkräfte formiert hätten und wir uns keineswegs entspannt zurück lehnen könnten. Sie merkte an, dass es gerade mit RWE in NRW noch viele offene Fragen gäbe. Thomas Meier, der Vertreter der Gewerkschaft IG Bau, Chemie und Energie, konstatierte gleich vorweg: Sein Wirtschaftsbereich sei Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung. Er mahnte an, bei den zukünftigen Interessens- und Zielkonflikten alle mitzunehmen, um eine planbare Zukunft zu ermöglichen. Die grüne Wirtschaftsministerin Mona Neubaur kündigte an, dass die nächsten Jahre unbequem und von Baustellen geprägt sein werden, um den ökologischen Umbau zu realisieren. Neue Allianzen seien notwendig, aber auch der Druck aus der Zivilgesellschaft. 

Nach der Mittagspause ging es dann in 13 verschiedene Arbeitsgruppen, u.a. auch zum Thema Nachhaltigkeit und Kultur, die von Frank Jablonski und Christina Orsei moderiert wurde. „Wir können über alles reden, nur nicht über Geld“, war die ernüchternde Einleitung des kulturpolitischen Sprechers der grünen Landtagsfraktion Jablonski. Vertreter*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Kultur – vom Film über die Clubszene bis hin zur Soziokultur – stellten ihre Herausforderungen dar, die dann aber doch meistens etwas mit fehlenden Ressourcen zu tun hatten.

Griffiges Beispiel waren die kürzlich ausgebildeten Transformationsmanager*innen: Sie haben nur selten die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten professionell einzubringen, es sei denn ehrenamtlich on top. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass gerade Kultureinrichtungen vor Ort eine wichtige Multiplikatorenrolle in der öffentlichen Debatte um mehr Nachhaltigkeit spielen könnten und allgemein wahrnehmbare Vorbilder für Transformation sein könnten. Einig war man/frau sich aber auch, dass allein die Kultur nicht alle Fragen der Nachhaltigkeit lösen könne und dass auch in den Institutionen und Initiativen selbst durchaus über eine Umverteilung der ohnehin schon knappen Ressourcen nachgedacht werden müsse. Motivierender wäre es natürlich, wenn die bereits vorhandenen Ideen und Vorschläge wie z.B. das Green Club Training oder die Klimaschutzkoordination, die wir bei Soziokultur NRW gern anbieten möchten, auch vom MKW unterstützt würden. Ganz ohne Geld geht das selbstverständlich nicht. Die beiden MdL versprachen, die Anregungen mitzunehmen, vermieden aber jegliche Versprechungen und baten darum, weiter im Dialog zu bleiben. 

Auffallend war, dass in dieser recht konstruktiven Runde die Vertreter*innen der großen städtischen bzw. Landesinstitutionen fehlten. Ob sie das Thema Nachhaltigkeit nicht so interessiert wie die freie Szene, oder haben sie bessere Kanäle ins Ministerium?