Caro Baum vom zakk hat die Weiterbildung „Transformationsmanager/-in Nachhaltige Kulturabsolviert. Im Gespräch mit Jochen Molck erzählt sie von ihren Erfahrungen mit dieser neuen Fortbildung, die vom Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen angeboten wird.

Soziokultur NRW: Was hast du bei der Qualifikation zur Transformationsmangerin gelernt?

Caro Baum: Grundsätzlich haben wir gelernt, wie man ökologisch nachhaltig veranstaltet und was da alles dazu gehört. Wir haben vor allem erfahren, dass man das ganze Thema Transformation nicht allein angehen kann, sondern immer als Team gefragt ist. Außerdem sind wir ein Netzwerk geworden. Wir kennen uns jetzt alle, das ist auch nach innen wichtig: Wie nehme ich meine Kolleg*innen und die verschiedenen Stakeholder mit, die an der Institution Interesse haben? Wir haben uns ganz klassisch mit Klimabilanzen beschäftigt, mit CO2-Rechnern gearbeitet. Darüber hinaus haben wir uns mit Begrifflichkeiten wie Klimaneutralität auseinandergesetzt, mit dem Thema Kompensation. Wir haben verschiedene Werkzeuge kennengelernt, uns mit Monitoring und Zertifizierung beschäftigt. Dabei ging es nicht nur um ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch um soziale. Wir haben uns viel Best-Practice-Beispiele angesehen, wie einzelne Häuser oder Festivals mit dem Thema umgegangen sind und wie sie das kommuniziert haben.

Kultur ist ein Bereich, der prinzipiell erst einmal nicht unbedingt nachhaltig ist, Kultur verursacht ja CO2-Emissionen …

In der Fortbildung haben wir gesagt: Keine Kultur ist auch nicht nachhaltig, weil dort Menschen zusammenkommen, sich austauschen und sich über gesellschaftliche Fragen auseinandersetzen, z. B. über Nachhaltigkeit.

Was habt ihr in der Fortbildung nicht gelernt, was hast du vermisst?

Wir haben viel über verschiedene Maßnahmen und Möglichkeiten gesprochen, aber was ist für meine Organisation sinnvoll? Ich fühle mich noch nicht so richtig befähigt, da die richtige Entscheidung zu treffen. Was gehen wir als Erstes an, welche konkreten Prozesse bei uns sind jetzt nötig? Das kommt natürlich daher, dass wir eine wahnsinnig diverse Gruppe waren und nicht nur über eine Institution, sondern über eine Sparte gesprochen haben.

Was sind für dich die Ansatzpunkte in der soziokulturellen Praxis, die ja auch sehr unterschiedlich sein kann?

Die Soziokultur ist ja generell schon ganz gut vernetzt, Austausch spielt eine große Rolle. Kommunikation ist wichtig: Wie bringen wir die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse zusammen? Es macht keinen Sinn, von außen ein Nachhaltigkeitskonzept einzuführen, was gar nicht zur Zielgruppe passt.

Ein großer Anteil der CO2-Emission entsteht bei der Anreise der Gäste, da können wir einwirken. Oder nehmen wir das Beispiel Materialkreislauf: Da könnten wir ganz praktisch darauf schauen, wo sich Dinge zusammenführen lassen. Bei unseren Gebäuden – oft sind es ja alte, marode Fabrikhallen – ist es schon schwieriger.

Wo siehst du Hindernisse, die überwunden werden müssen?

Die Soziokultur hat viel zu tun, wir machen viele Projekte – und einen nachhaltigen Transformationsprozess macht man nicht mal eben nebenbei, so als weiteres Projekt. Dafür braucht es Strukturen und Kapazitäten. In den Häusern brauchen wir eine Nachhaltigkeits-AG oder eine Runde, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln kontinuierlich mit dem Thema auseinandersetzt. Die grundsätzliche Entscheidung, dass wir etwas tun wollen, ist bei uns schon gefallen, die steht natürlich am Anfang.

Ich denke, es ist wichtig anzufangen, auch mit kleinen, unkomplizierten Schritten, damit sich schnell erste Erfolgsergebnisse einstellen. Außerdem geht es darum, viel selbst machen zu können, Menschen zu motivieren und das Thema positiv zu besetzen. Es macht nicht nur Arbeit, wir können auch was erreichen.

Wenn Du einen Wunsch frei hättest …

… dann würde ich mir eine regelmäßige Vernetzung wünschen, gut zugängliche Fördermöglichkeiten, um verschiedene Dinge einfach mal auszuprobieren. Da geht es natürlich vor allem um Kapazität, um Rollenverteilung, um Verantwortlichkeiten. Wir brauchen einfache Einstiegsmodelle und Zugänge zum Thema. Das fängt bei der Antragsstellung an, Informationsfluss und Austausch müssen klar sein. Die ersten Schritte dürfen nicht so viel Arbeit machen, dann kriegen wir das schon hin.

Herzlichen Dank für das Gespräch!