Ein Bericht von Jochen Molck über die Tagung des LVR am 25.05. in Köln

Alljährlich veranstaltet der Landschaftsverband Rheinland eine Kulturkonferenz, und in diesem Jahr lag der Schwerpunkt der Tagung mit dem Titel „Kultur. Klima. Machen“ auf dem Thema Nachhaltigkeit in der Kultur. In ihrem Eingangsstatement bezeichnete Dr. Hildegard Kaluza, zuständige Abteilungsleiterin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kultur zugleich als „Treiberin und Getriebene“, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Welche Rolle kann die Kultur beim ökologischen Wandel spielen? Kaluza sah eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance für die Kultur, die gesellschaftliche Entwicklung mitzugestalten. Der Klimawandel sei bereits im vollem Gange, auch wenn einige meinten, dass die Auswirkungen erst in weiter Zukunft lägen oder wir geografisch eher weniger betroffen seien.

Hildegard Kaluza stellte das Sieben-Punkte Programm des MKW vor und verwies auf das Kulturgesetzbuch, in dem die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit bereits verankert ist. Zu den aktuellen Vorhaben des Ministeriums gehören u. a.:

  • Investitionsprogramm Nachhaltigkeit
  • mehr Beratung durch Green-Culture-Coaches
  • Weiterbildungsangebote, z. B. durch die Förderung von Transformationsmanger*innen
  • mehr Ausstellungen aus Sammlungsbeständen sowie regionale Kooperationen
  • Stärkung einer Abspielförderung statt immer neuer Produktionen
  • Stärkung nachhaltiger Mobilitätskonzepte
  • Verbindliche Verankerung der Nachhaltigkeitsziele innerhalb der einzelnen Förderwege

Nachhaltigkeit dürfe sich nicht auf die Erstellung von CO2-Bilanzen beschränken. Künstler*innen und Kulturschaffende ständen vor der Frage, was sie beitragen könnten und sollten, und Kulturinstitutionen müssten gesellschaftspolitischer werden.

„Wir sind ungeduldig und erschöpft“, meinte Tabea Leukhardt vom Institut für Zukunftskultur, die sich als Transformationsmangerin zur Aufgabe gemacht hat, den Wandel mitzugestalten. Die Fragen, die jetzt gestellt würden, seien alle nicht neu, aber auf der Suche nach Lösungen laufe uns die Zeit davon. Wo sind die Spielräume für Veränderung, wie und wo lässt sich politischer Druck organisieren? Tabea Leukhardt forderte einen größeren „Optimismus des Wollens“ auf dem Weg zu neuen Formen des Arbeitens und Wirtschaftens. Seit 40 Jahren wüssten wir über die Klimakrise Bescheid, vor acht Jahren sei das Pariser Klimaschutzabkommen verabschiedet worden, es gäbe keine Wissenslücke. Der neuste Bericht des Weltklimarates IPCC mache die Dringlichkeit, endlich ins Handeln zu kommen, mehr als deutlich.

In der Kulturszene sei das Thema noch relativ neu, aber auch hier gäbe es bereits alle wichtigen Informationen und Leitfäden, niemand müsse bei null anfangen. Sie bevorzuge den Begriff Zukunftskultur anstelle von Nachhaltigkeit, denn es gehe nicht nur um eine ökologische Transformation, sondern auch um eine soziale Veränderung, bei der Kommunikation eine ganz wichtige Rolle spiele. Das Klima sei nur eines der Themen.

„Unkoordinierte Einzelmaßnahmen zerren an den Nerven und den knappen Kapazitäten“, sagte Tabea Leukhardt. Wichtig seien klare Ziele, konkrete Maßnahmen und ein Budget. Die Umsetzung müsse professionell vonstattengehen und sei eine Management-Aufgabe der Kultureinrichtungen. Hilfreich seien strategische Analysen, berechenbare, smarte Ziele und eine Nutzung der Multiplikationskraft von Kultur. „Machen Sie sich auf den Weg, ansonsten wird es hektisch!“ Ein paar eindrucksvolle kurze Videoclips – u. a. „Nature is speaking“, produziert von conversation.org, oder David Attenboroughs Netflix Doku „A Life on Our Planet“ – rundeten ihren Vortrag ab.

Aus verschiedenen Bereichen wie dem Ludwig Museum in Köln, dem New Fall Festival aus Düsseldorf und dem neuen Pina Bausch Zentrum in Wuppertal kamen Good-Practice-Beispiele, die deutlich machten, wie man vom Footprint zum Handprint, also den lösungsorientierten Maßnahmen kommt. Mehrere Workshops vertieften die diskutierten Themen für die Praxis. Bettina Milz vom Pina Bausch Zentrum brachte es auf den Punkt: „Kunst und Kultur haben sich auf Widersprüche spezialisiert, sie können mit Staunen umgehen und schaffen es, Möglichkeitsräume zu eröffnen. Nutzen wir sie.“