Auf der Agenda dieses Tages standen viele Themen: In den Mittelpunkt des Treffens der soziokulturellen Szene im Sojus 7 in Monheim am Rhein rückten drei Häuser, die nicht erst seit gestern um ihr Überleben kämpfen. Die Kulturfabrik in Krefeld, der Bunker Ulmenwall in Bielefeld und die Pelmke in Hagen berichteten über ihre umfassenden Spendenkampagnen, die zwar erfolgreich sind, aber nur für eine Zeit tragen können. Sie alle erhalten zwischen 9 und 40 Prozent ihres Budgets zur Unterstützung der Institution aus städtischen Mitteln, Betriebs- und Veranstaltungskosten stiegen zuletzt aber bis zu 30 Prozent und treffen auf ein verändertes Besucher*innenverhalten. Selbst die bewährten gastronomischen Angebote, Fremdvermietungen und Partyveranstaltungen fangen den Kulturbetrieb nicht mehr auf. Und auch die bisher bewährte Fördermittelakquise funktioniert nicht wie in den Jahren vor und während Corona.


So geht es im Übrigen vielen Häusern, und voller Erwartung schauten alle Anwesenden auf die Entwicklungen der Gespräche von Soziokultur NRW mit der Landesregierung. Die Zusammenlegung von Förderprogrammen und die Einführung der Honoraruntergrenze ab 2026 werden weitreichende Konsequenzen haben, die bedacht werden müssen. Die Soziokultur bleibt mit 0,8 Prozent vom Kulturetat des Landes einer der wenig gut ausgestatteten Förderbereiche in NRW und wird für den Erhalt weiterhin viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Ein Aufwuchs der Fördermittel aus den Kommunen ist angesichts der schwierigen Haushaltslage allerorten eher nicht zu erwarten. Dass selbst im Landesvergleich bisher finanziell gut dastehende Kommunen wie Monheim den Rotstift beim frisch wiedereröffneten Haus Sojus 7 ansetzen, irritierte die Mitglieder von Soziokultur NRW.


Umso aufmerksamer verfolgten sie den fachlichen Impuls zum Thema Fundraising. Wiebke Doktor, Geschäftsführerin des conversio instituts, führte einfühlsam und fachlich in die Welt der ergänzenden Fördermittelakquise ein. Mit dem Einwerben öffentlicher Mittel und Spenden für Projekte oder kurzfristige Vorhaben kennen sich die Zentren sehr gut aus. Wenn es aber darum geht, langfristige Partnerschaften mit Stiftungen oder Unternehmen einzugehen, fehlen noch Expertise und oft auch die personellen wie finanziellen Ressourcen, manchmal auch die Bereitschaft. Denn eines wurde deutlich: Die Passung zwischen Gebenden und Werbenden muss schon funktionieren, damit sich darauf eine gute – auch finanzielle – Beziehung aufbauen lässt. Fundraising ist als strategisches Instrument konzeptionell mit der Vision und dem Profil der Organisation zu verbinden. In politisch aufgeladenen Zeiten und Jahren finanzieller Krisen, des Generationenwechsels in Vorständen und der Mitarbeiter*innenschaft gar nicht so einfach.


Nicht ohne Hintergedanken fand die LAG-Tagung im Sojus 7 in Monheim am Rhein statt. Denn in einigen anderen Häusern laufen bereits bauliche Veränderungen oder stehen zeitnah an. Nach einer herausfordernden Um- und Neubauphase stellten Christian Kaindl und sein Team die Arbeitsweise des Hauses vor und führten durch Veranstaltungsräume, Ateliers, Studios, Backstages und Büros. Die Mischung aus saniertem Fabrikgebäude und Fachwerkhaus mit modernem Beton wirken erfrischend sympathisch und ästhetisch. Wie die Mitglieder von Soziokultur NRW fühlen sich viele junge Menschen davon und von dem Kulturangebot, das unbedingt viel Ehrenamt einbezieht, sehr angesprochen. Die fantastische Rundumverpflegung wurde an dem Tag von Freiwilligen geleistet. Das erntete enthusiastischen Applaus!






Fotocredits:
VS = Vanessa Stratmann
GtV = Gerd ter Veen