Es ist schon eine Weile her, als wir uns zuletzt zu einer Tagung getroffen haben: Das große Einmaleins der Soziokultur, der Fachtag in Wuppertal, fand im November statt. Höchste Zeit also, sich wieder einmal zu versammeln! Dieses Mal ging es ins Werkhaus Krefeld, zum Südbahnhof – eine Location, die Lust darauf machte, hier einmal abends vorbeizuschauen und eine Veranstaltung zu besuchen.

Anja Jansen vom Werkhaus begrüßte zusammen mit Heike Herold die 70 Teilnehmenden der Tagung. Zum Einstieg zitierte Heike das Manifest des schönen Lebens, das Ende Januar bei der Vollversammlung für das schöne Leben auf Pact Zollverein und im FFT Düsseldorf entwickelt worden war.

Darin heißt es: „Hier und jetzt, in diesem Theater, findet eine Versammlung statt. Unsere Körper versammeln sich um Kunst und Kultur, in einem realen, gemeinschaftlichen Raum. Diese Möglichkeit zusammenzukommen gehört zum Fundament von Demokratie, und deswegen sagen wir hier: Wir müssen uns um die Demokratie kümmern.“ Das Manifest wirkte energetisierend auf die Anwesenden und erhielt viel Applaus. Im Wortlaut findet es sich auf der Website des FFT (und bei uns 😊).

Aus der Geschäftsstelle

Nach diesem poetischen Einstieg ging es in die Welt der Zahlen. Im Bericht aus der Geschäftsstelle fassten Hendrik und Carsten zusammen, wie die letzten Ausschreibungen von Soziokultur verlaufen sind.

Bei der Allgemeinen Projektförderung/Transkultur war das Interesse wie immer groß: 179 Anträge sind eingegangen, 118 davon in der Programmlinie Allgemeine Projektförderung. Bewilligt werden konnten lediglich 45, damit lag die Förderquote bei mauen 25,1 %. Im Mitgliederprogramm „Kulturelle Bildung in der soziokulturellen Praxis“ gab es dieses Mal 28 Bewerbungen – ein vergleichbarer Wert zu den Vorjahren. Das Programm wurde letztmalig ausgeschrieben, weil es, wie die anderen Programme von Soziokultur NRW, voraussichtlich ab 2026 in der neuen Förderlinie „Erweiterte Konzeptförderung“ aufgehen soll.  Für die Konzeptförderung bewarben sich mit 30 Einrichtungen mehr denn je, leider konnten nur 10 in die Förderung gelangen.

Update: Erweiterte Konzeptförderung

Aktuell arbeitet Soziokultur NRW daran, die Mitglieder-Förderprogramme zusammenzuführen und sie durch die „Erweiterte Konzeptförderung“ zu ersetzen. Hintergrund ist das Anliegen des Ministeriums, den Verwaltungsaufwand in den verschiedenen Förderlinien für alle Beteiligten zu reduzieren. Heike gab einen Abriss zum aktuellen Stand der Dinge bei diesem Großprojekt und zeigte sich hoffnungsvoll, dass dieser Schritt ein Übergang zur erwünschten Strukturförderung in der Soziokultur sein könnte.

Was macht eigentlich die AG Beratung?

Jochen Molck und Christiane Busmann beleuchteten anschließend die Aktivitäten der AG Beratung. Ziel der ehrenamtlichen AG: den Austausch fördern, Erfahrungen teilen, anregende Beispiele geben und, ganz wichtig, den Mitgliedszentren bei herausfordernden Situationen zur Seite stehen. Mehrfach machten Christiane und Jochen deutlich, wie wichtig es ist, frühzeitig das Gespräch mit der AG zu suchen. Denn nur dann sei es möglich, bei Problemen entsprechend gegenzusteuern.

Die AG Beratung gibt es seit 2018. Die Impulsberatung kann dabei helfen, Probleme zu identifizieren, Handlungsmöglichkeiten der Zentren auszuloten und gezielt auf passende Unterstützungsangebote einzugehen. Auch Besuche, Themenworkshops und vertrauliche Beratungen vor Ort sind möglich. Diese Angebote können eine langfristige Beratung nicht ersetzen, aber erste Handlungsansätze freilegen.

Generationswechsel in der Lindenbrauerei Unna

Jan-Hendrik Pritzl und Frank Herzog gaben anschließend Einblicke in den Generationenwechsel bei der Leitung der Lindenbrauerei Unna. Seit 2020 führt ein Dreierteam das Haus und löste damit die langjährige Geschäftsführerin Regina Ranft ab. Die Vorteile: Durch die Leitung als Team kommt viel Wissen zusammen, denn alle bringen ihre Ideen und Erfahrungen ein. Und auch die Anzahl der Netzwerkpartner ist stark gewachsen.

Durch den Südbahnhof

Die Führung durchs Haus war ebenso informativ wie unterhaltsam und gab Einblicke in die vielfältige Arbeit des Zentrums mit seinen vier Standorten. Entsprechend der Aktivitäten in den Bereichen Bühne, Weiterbildung, Projektwerkstatt und Jugendkunstschule wurden wir aufgefordert, in nur 1,5 Minuten eine kleine Performance auf der neuen Dachterrasse des Südbahnhofs zu entwickeln. Eine weitere Station war ein Werkraum, in dem gebastelt wurde, ebenso wie ein Film über die theater- und medienpädagogische Arbeit des Zentrums.

Nach den Wahlen ist vor den Wahlen

Es ist bekannt, dass die finanzielle Ausstattung der freien Szene, zu der sich auch die Soziokultur zählt, nicht gut ist – und zuletzt geriet sie wegen der allgemeinen Finanzknappheit zusätzlich unter Druck. Uwe Vorberg und Jochen Molck unterstrichen in ihrem Impuls, dass es umso wichtiger sei, einen guten Kontakt zu den Abgeordneten der kommunalen Politik herzustellen und zu zeigen, wie wertvoll die Angebote in den Zentren sind.

Die Kommunalwahlen stehen im September an, und die Parteien bereiten sich jetzt darauf vor – eine sehr gute Gelegenheit, Kontakt zur Kulturpolitik vor Ort aufzunehmen und dafür zu werben, dass die Soziokultur in den Wahlprogrammen der Parteien berücksichtigt wird. Kulturveranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Festivals – all das können gute Anlässe sein, die lokalen Abgeordneten einzuladen und besser kennenzulernen. Die Teilnehmenden aus den Zentren ergänzten viele positive Beispiele, die bei ihnen Wirkung entfaltet hatten.

Am Nachmittag löste sich die Versammlung auf und die Teilnehmenden zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Der nächste Tagungstermin steht schon fest: Am 07.05. findet die LAG-Tagung im Sojus 7 in Monheim statt!