Münster. Soziokultur NRW, die Vertretung der soziokulturellen Zentren in Nordrhein-Westfalen, kritisiert den Haushaltsentwurf der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die geplanten Kürzungen bei den sechs Bundeskulturfonds treffen die freie Szene und die Soziokultur hart. Denn viele soziokulturelle Zentren sind bei der Umsetzung ihrer Kulturprogramme auf Fördermittel aus den Fonds angewiesen. Obendrein soll auch der Bundesverband Soziokultur empfindlich gekürzt werden. Soziokultur NRW fordert die Bundeskulturpolitik und -verwaltung auf, den Haushaltsentwurf 2025 zu korrigieren und die angekündigten Kürzungen zurückzunehmen.

„Die Soziokultur ist Teil der freien Szene und steht durch die angekündigten Kürzungen stark unter Druck. Zentren wie das zakk in Düsseldorf, die Brotfabrik in Bonn oder die Schuhfabrik in Ahlen – allesamt Mitglieder bei Soziokultur NRW – sind auf Fördermittel angewiesen. Fallen sie weg, ist ihre Arbeit in jetziger Form gefährdet“, sagt Heike Herold, Geschäftsführerin von Soziokultur NRW. Wie andere Kultureinrichtungen auch können soziokulturelle Zentren nicht kostendeckend arbeiten. Sie sind angewiesen auf zusätzliche Fördergelder von Bund, Ländern und Kommunen.

Ein wichtiger Baustein der Vielspartenhäuser sind dabei die Fördermittel von Stiftungen, in Landes- und Bundesprogrammen. Der Fonds Soziokultur ist für die Zentren ein zentraler Adressat bei der Akquise von Fördermitteln für innovative Programmarbeit. Aber auch im Musik- und Literaturbereich stellen viele soziokulturelle Zentren Anträge bei den Fonds. Die Erfolgsaussichten sind zuletzt kontinuierlich geschrumpft, seit einigen Jahren sind die Programme völlig überbucht.  „Wir haben noch nie so viele Absagen auf Anträge erhalten wie zurzeit“, beschreibt Sevgi Demirkaya, Geschäftsführerin im Kulturbunker Köln und Vorstandsmitglied von Soziokultur NRW, die Lage.

Diese Entwicklung verschärft sich massiv durch die angekündigten Kürzungen bei den Bundeskulturfonds. „Die Kürzungen kamen ohne Ankündigung und haben zu einem großen Vertrauensverlust geführt“, sagt Heike Herold. „Dies ist umso erschütternder, als im Bundeskulturetat ein Aufwuchs der Mittel eingeplant ist. Dass den Fonds und damit der freien Szene nun massive Kürzungen annonciert wurden, ist also eine Frage der Priorisierung.“

Während der Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf 2,2 Mrd. Euro wächst, stehen den Bundeskulturfonds Kürzungen bis zu 50 Prozent ins Haus. So sollen dem Fonds Soziokultur anstelle von 5,25 Mio. Euro (2024) im kommenden Jahr nur 2,9 Mio. Euro Fördermittel zur Verfügung stehen. Auch der Bundesverband Soziokultur, der Dachverband der soziokulturellen Zentren mit ca. 800 Mitgliedern, muss voraussichtlich Kürzungen um 20 Prozent hinnehmen. 15 Bundesländer profitieren von den Angeboten der Organisation z. B. im Hinblick die Qualifizierung im Bereich Digitalisierung oder Nachhaltigkeit.

„Kulturstaatsministerin Claudia Roth betont die wichtige Arbeit der Soziokultur in Sachen Demokratieförderung. Um das leisten zu können benötigen wir professionelle Arbeitsbedingungen mit einer angemessenen Bezahlung“, so Herold. „Mit den angekündigten Kürzungen werden von langer Hand aufgebaute Strukturen geschwächt. Das können wir uns als Gesellschaft nicht leisten.“

***

Mehr davon? Folgende Artikel mit Bezug zu Soziokultur NRW sind bereits erschienen:

„Wir sind alarmiert“ im Westfalenspiegel
„2,2-Mrd.-Etat, aber Projekte und Kreativen-Honorare in Gefahr“ im zwd Politikmagazin