Am 05.06. waren wir mit unserer LAG-Tagung zu Gast in der schönen Kulturwerkstatt Oberonstraße in Hamm. Das Zentrum mit der Konzert-Location Hoppegarden als Herzstück ist sensationell gelegen, mitten in einem Park mit Blick auf einen kleinen See. Die sehr herzliche Begrüßung der ca. 70 Tagungsgäste übernahmen Arndt Worbis und Ulli Holesch von der Kulturwerkstatt und Heike Herold, Geschäftsführerin bei Soziokultur NRW.


Schlechte Nachrichten in Sachen Förderung
Heike führte wie immer durch den Tag – und musste die Tagung mit einer schlechten Nachricht eröffnen: Ein aktuelles Gespräch des Verbandsvorstands im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW hatte ergeben, dass die zusätzlichen Mittel für die von langer Hand konzipierte und verhandelte Strukturförderung von Soziokultur NRW gestrichen wird. Der Aufwuchs der Mittel sei finanziell nicht zu stemmen, hieß es aus Düsseldorf.
Die Nachricht, auf die in Aussicht gestellten Mittel vorerst verzichten zu müssen, traf viele der Anwesenden hart. Dementsprechend ausgiebig und auch emotional wurde sie diskutiert. Der Vorstand betonte, dass er den Dialog zur Kulturpolitik und Verwaltung suchen werde und weiterhin auf die bittere Notwendigkeit einer besseren finanziellen Ausstattung der Soziokultur hinweisen werde. Gleichzeitig appellierte der Vorstand an die Mitglieder, selbst das Gespräch mit den lokal zuständigen Vertreter*innen aus Land und Kommune zu suchen, um auf die weitreichende Bedeutung dieser Entscheidung hinzuweisen. Die Existenz einiger Zentren dürfte damit infrage gestellt sein – und das, obwohl ihr unermüdlicher Einsatz für Demokratie und Vielfalt gerade mehr gefragt ist denn je.


Einflussnahme von rechts auf die Kultur
Als fachlicher Impuls stand bei dieser Tagung der Umgang mit rechtsextremen Strukturen im Rahmen von Kulturveranstaltungen auf der Agenda. Zum Einstieg gab es einen sehenswerten Filmausschnitt aus einem Webtalk der Kulturpolitischen Gesellschaft zur Frage „Was darf die Kunst? Das Neutralitätsgebot und seine Folgen“. Prof. Dr. Friedhelm Hufen, Professor für öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungsrecht der Uni Mainz und ehemaliges Mitglied des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz, erläutert darin das Neutralitätsgebot aus juristischer Perspektive. Er räumte mit vielen falschen Annahmen auf und zeigte die großen Spielräume auf, wenn es darum geht, sich mit rechtsextremen Positionen in Kulturveranstaltungen oder Angeboten der kulturellen Bildung zu befassen.
Im Anschluss führte Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstätte Villa Merländer (Krefeld), das Thema weiter aus und berichtete aus ihrer beruflichen Praxis. Sie beschrieb sowohl die verschiedenen Angriffe, denen sich die Villa Merländer ausgesetzt sieht, als auch unterschiedliche, zum Teil recht kreative Möglichkeiten, damit umzugehen und sie abzuwenden.
Demokratische Kulturarbeit in NRW
Pia Roß von Soziokultur NRW stellte im Anschluss eine kommentierte Linkliste zur demokratischen Kulturarbeit vor. Diese Sammlung listet in einem ersten Teil verschiedene gute Quellen auf, die sich mit den Strategien rechter Kulturpolitik beschäftigen. Der zweite Teil ist praxisorientiert und enthält Publikationen, die den direkten Umgang mit rechter Politik bzw. Akteur*innen thematisieren. Die kommentierte Linkliste ist hier zu finden.


Jubiläumsfeier der Soziokultur
In einem weiteren Programmpunkt wiesen Sina Dotzert und Lukas Hegemann von der börse Wuppertal auf eine Jubiläumsveranstaltung zum runden Geburtstag der Soziokultur hin. Denn nicht nur die Wuppertaler börse feiert in diesem Jahr ihren 50., auch der Bundesverband Soziokultur begeht sein 45. Jubiläum. Aus diesem Anlass findet am 08.11. ein Fachtag, eine Podiumsdiskussion sowie eine Gala in der börse statt. Sina rief dazu auf, sich mit Themen zu melden, die ins Programm des Fachtags aufgenommen werden sollten (per Mail an: 50@dieboerse-wtal.de). Insgesamt werden 16 Panels vorbereitet, die an verschiedenen Orten in Wuppertal stattfinden werden.
Aufnahme neuer Mitglieder
Mit der Bleiberger Fabrik und den Meffi.s hatten sich bei der letzten LAG-Tagung zwei Zentren aus Aachen vorgestellt und ihr Interesse bekundet, Mitglied von Soziokultur NRW zu werden. Christiane Busmann und Heike Herold hatten sie vor Ort besucht und die beiden Häuser zur Aufnahme in den Verband empfohlen. Die Mitglieder schlossen sich an und stimmten für die Aufnahme der beiden Zentren. Wir gratulieren!


Neuvorstellung und Bewerbung aus Bielefeld
Julia Schürmann und Stephan Berkowitz vom Kulturhaus Bielefeld stellten das Kulturhaus Bielefeld e. V. vor und bewarben sich damit um eine Mitgliedschaft im Verband. Bei einer Netzwerkveranstaltung von creative.spaces hatten die Bielefelder die B-Side in Münster und auch den Verband kennengelernt.
Julia und Stephan gaben einen Abriss über die hürdenreiche Geschichte des Zentrums. Mitten in Bielefeld gelegen, umfasst es neben dem Vereinsgebäude 39 Ateliers. Einen Überblick über die vielen, v.a. künstlerischen Aktivitäten des Hauses gibt die Website des Zentrums.


Speed-Meeting im Grünen
Um die persönlichen Kontakte zwischen den Anwesenden zu stärken, fand erstmalig ein Speed-Meeting statt. Wie im normalen Leben ging es darum, mit Personen, die man noch nicht kennt, in den Austausch zu gehen – dieses Mal jedoch über inhaltliche Fragestellungen. Dazu wurden vier Leitfragen gestellt, zur Beantwortung hatten die Teilnehmenden jeweils 8 min. Zeit. Das Konzept ging auf – auch wenn einige der Gesprächstandems sich so viel zu sagen hatten, dass sie sich nur schwer voneinander lösen konnten.
Abschluss und Rundgang
Am frühen Nachmittag fand man sich noch einmal im Plenum zusammen, um sich für die nächste LAG-Tagung zu verabreden: Sie steht am 27.08. in der B-Side in Münster an. Wer wollte, konnte sich einem Rundgang durch die Kulturwerkstatt Oberonstraße anschließen – oder einfach den Blick in die grüne Idylle genießen.
Ein riesiger Dank geht an das Team aus der Kulturwerkstatt – danke für die tolle Organisation und die Gastfreundschaft, mit der ihr uns empfangen habt!