Zur ersten regulären LAG-Tagung des Jahres fanden sich am vergangenen Dienstag über 80 Teilnehmer*innen in der Essener Zeche Carl zusammen, darunter viele neue Gesichter. Die Veranstaltung hatte wie immer eine gut gefüllte Agenda, ließ aber auch Zeit für Gespräche und einen informellen Austausch. Ein herzlicher Dank an alle, die mitgemacht, sich mit eingebracht und mitorganisiert haben!

Der Vormittag der Tagung stand ganz im Zeichen der Verbandsarbeit. So warfen wir einen Blick zurück auf die Versammlung der Wünsche, deren Manifest inzwischen über 220 Personen unterzeichnet haben. Julia Biedermann berichtete von den verbandlichen Themen, mit denen sich der Arbeitsausschuss von Soziokultur NRW beschäftigt. Heike Herold skizzierte den Stand der Dinge um die Strukturförderung, für die sich der Verband einsetzt, um die Arbeitsbedingungen in der Soziokultur zu verbessern.

In diesem Kontext hat Soziokultur NRW eine Erhebung unter den Mitgliedern des Verbands gemacht, die aufschlussreiche Ergebnisse zutage förderte: Ca. 3 Mio. Besucher*innen waren 2022 in den befragten Mitgliedszentren von Soziokultur NRW zu Gast– eine beachtliche Zahl, die vergleichbar ist mit der jährlichen Anzahl der Theaterbesucher*innen in ganz NRW. Ebenfalls imposant: 75 Prozent der Zentren erwirtschaften 50 bis 100 Prozent ihres Budgets selbst, sei es durch Veranstaltungen, Vermietungen oder durch das Einwerben von Projektmitteln und Fördergeldern. Was auf der einen Seite für große Unabhängigkeit und eigenverantwortliches Wirtschaften spricht, zeigt auf der anderen Seite, wie viel Energie die Zentren und Initiativen dafür aufbringen müssen, um ihr finanzielles Auskommen zu sichern. Zeit, die sie viel lieber in ihre eigentliche Arbeit stecken würden. Umso dringlicher untermauern Zahlen wie diese, dass es Zeit ist für eine gesicherte strukturelle Förderung, mit der Anteile von Personal-, Programm- und Betriebskosten finanziert werden können.

In der Folge ging es um einen Bericht aus der AG Nachhaltigkeit, in der sich zehn Zentren zusammengeschlossen haben, um sich austauschen und miteinander zu kooperieren. Jochen Molck als Koordinator der AG stellte mit dem „Wegweiser Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb“ eine Literatur- und Linksammlung vor, die die AG erarbeitet hatte. Er ist hier zu finden und wird regelmäßig aktualisiert.

Anschließend berichteten Julia von Lindern und Joscha Denzel von dem Projekt „Politisiert euch!“. Das Kooperationsprojekt zwischen dem Düsseldorfer zakk und der WERK°STADT Witten sucht nach neuen Wegen der politischen Arbeit soziokultureller Zentren in NRW. Es will politisches Engagement sichtbarer machen und nennt viele gute Gründe dafür, sich politisch einzumischen. Mehr über dieses Projekt erfahrt ihr hier und auf den Social-Media-Kanälen von „Politisiert euch!“.

Nach der Mittagspause gab Heather O’Donnell von The Green Room mit ihrem Vortrag zur „Nachhaltigen Kulturarbeit aus der Sicht der systemischen Psychologie“ Impulse für einen neuen, frischen Blick auf die Art und Weise, wie wir kommunizieren, miteinander arbeiten – und wie wir dabei uns selbst nicht aus dem Blick verlieren. Denn das Thema Überarbeitung und Burn Out ist in kulturellen Zusammenhängen im Allgemeinen und in der Soziokultur im Besonderen (leider) omnipräsent.

Mit Blick auf die Mitglieder gab es einen sehr erfreulichen Programmpunkt: Lena Wiese aus Duisburg stellte das Zentrum für Kultur Hochfeld vor. Der „Verein für die solidarische Gesellschaft der Vielen“ hat eine Gaststätte gemietet und bietet einen Raum für politische Diskussionen, Lesungen oder Konzerte. Tagsüber finden Sozialberatungen statt und es gibt Angebote für Kinder und Jugendliche. Das ZK Hochfeld wurde von der Mitgliederversammlung aufgenommen – eine Vorstellung des Zentrums folgt bald an dieser Stelle.

Zu Gast war das Bürgerzentrum Nippes aus Köln: Geschäftsführerin Kirsten Schröer-Jacobs stellte das breite Angebot des soziokulturellen Zentrums mit zwei Standorten vor.

Am Ende des Tages gingen wir mit vielen guten Gesprächen und Impulsen im Gepäck wieder auseinander. Die nächste LAG-Tagung ist übrigens für den 28.08. geplant. Merkt euch den Termin also schon einmal vor!