Der Verein VEB (Volkseigener Betrieb Politik, Kunst & Unterhaltung) aus Siegen ist schon seit 1987 Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NRW.
In diesem Jahr feiert das Zentrum sein 40jähriges Bestehen und wir gratulieren sehr herzlich!
Leider mussten die Feierlichkeiten im April/Mai aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Das Jubiläumsprogramm wird aber in einer ausgedünnten Version vom 27.11. – 13.12.2020 nachgeholt. Das Programm kann demnächst auf der Internetseite des VEB eingesehen werden.
Jubiläen sind Zeiten des Lesens und Schreibens von Rückblicken. Das „VEB“, vor 40 Jahren gegründet unter dem Namen „Rampe“, hat wie jedes Geburtstagskind in diesem Alter Brüche in der Biografie und Kämpfe hinter sich.
Nicht alle Zäsuren waren so offensichtlich wie die Umbenennung – prägende Köpfe und helfende Hände wechselten, dominierende Gruppen verschwanden, neue kamen dazu und Politikstile änderten sich.
Der Punk löste den Jazz ab und auch die Strukturen änderten sich mehrfach.
Das Plenum, das Herzstück der basisdemokratischen Struktur, wurde unterschiedlich interpretiert. Aber das VEB ist immer noch „Siegens unabhängiges Kulturzentrum/autonomes Zentrum, selbstverwaltet, basisdemokratisch, ohne Staatsknete, ohne Hauptamtliche, since 1981“ (Quelle). Bis heute tagt das Plenum (derzeit als Onlinemeeting) und bis heute wird das VEB ehrenamtlich gestemmt – mittlerweile ein Alleinstellungsmerkmal.
Siegen und das VEB, das ist eine wechselvolle Beziehung. Die Stadt ist das Umfeld, die Verleiherin, die Partnerin und zuweilen auch Gegnerin. Diese führte das VEB bis zur mündlichen Verhandlung vor Gericht. Die VEBler hatten ihre Meinung zur deutschen Politik nach dem Anschlag in Solingen 1993 gut sichtbar an der Fassade des VEB angebracht. Der Richter entschied, dass bei einem erneuten Anbringens eines Transpis 1000 Mark gezahlt werden müssten.
Aber letztlich ist das VEB in erster Linie kein Vereinsheim, sondern versteht sich als Raum, den andere politische Parteien und Gruppen (von der anarchistischen Jugend bis zur DKP) für Treffen und Veranstaltungen nutzen können. Leider hat sich Fridays For Future einen anderen Treffpunkt gesucht, umso erfreulicher war, dass die Solina Nachbarschaftshilfe ihre Lebensmittelausgabe für Bedürftige während der Corona-„Osterferien“ im VEB aufgebaut hat.
Die Möglichkeit für Bandproben war einer der Anstöße, die Rampe zu gründen. DIY. Mehrere hundert Bands spielten in der Rampe/VEB. Es gab Konzerte, Kabarett, (Kinder-)Theater, Chor, aber auch Jazz, Punk und Wave, Beschäftigung mit der Filmgeschichte und Videoexperimenten, Filmvorführungen und Ausstellungen.
Und immer wieder, heute wie damals wird die Frage gestellt, was denn nun Kultur im VEB ist.
„Anstelle langer Jubiläumsreden wollen wir lieber etwas feiern. Zu gedämpfter Barmusik können sich unsere Gäste mit hochgeistigen Gesprächen amüsieren oder sich mit hochgeistigen Getränken alkoholisieren.“
aus dem Programm zum 9. Jubiläum vom 12.-18.05.1990
Der VEB hat eine Festschrift zum Jubiläum veröffentlich, die ihr hier als PDF herunterladen könnt.