Die Experten der Gegenwart blicken in die Zukunft. – von Heike Herold

Die soziokulturelle Szene in NRW stellt sich neu auf. Mit Hilfe zusätzlicher Fördermittel aus dem Stärkungspaket des NRW-Kulturministeriums für die Jahre 2020 bis 2023, blicken die Soziokulturellen Zentren und Initiativen positiv in die Zukunft. Jetzt ist es möglich, einen Qualitätssprung zu organisieren. 
 
In einem ungewöhnlichen Setting wurde eine neue strategische Ausrichtung Anfang Januar 2020 im Kulturzentrum zakk in Düsseldorf diskutiert. Statt förmlicher Grußworte gab es drei Stunden Dialog und Debatte auf Augenhöhe: In einem Workshop haben sich Vertreter*innen aus über 40 soziokulturellen Zentren, die Geschäftsstelle der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NRW e.V. (Soziokultur NRW) und die Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen – die gleich sowohl den parlamentarischen Staatssekretär Klaus Kaiser als auch die zuständige Kultur-Abteilungsleiterin Dr. Hildegard Kaluza mitbrachte – über den Generationenwechsel, die kulturell-künstlerische Neuaufstellung und sinnvolle Kooperationen ausgetauscht. Angeregt wurde auch über Digitalisierung, Demokratiebildung und Dritte Orte verhandelt. 

Soziokultur NRW hat sich auf diese Situation gut vorbereitet. Sie ist verantwortlich für die Vermittlung der Fördermittel in die Szene und hat eine Kombination aus inhaltlicher Programmatik und Förderinstrumentarium entwickelt. Diese motivieren zur Weiterentwicklung von ca. 70 Mitgliedszentren und bis zu 100 Initiativen, die soziokulturelle Praxis anbieten. 
 
Die neue Fördersystematik besteht aus fünf Programmlinien (siehe dazu Übersicht der Projektförderung). Sie helfen dabei, die tatsächliche Situation der Soziokultur zu berücksichtigen und ästhetisch-künstlerische Profilbildung, diversitätsorientierte Personalentwicklung, kulturelle Vernetzung vor Ort und die Verbesserung der technischen Infrastruktur durch Investitionsförderung zu stärken. Allerdings nicht ohne einen Impuls zu setzen. Gerade im Zuge des Generationenwechsels muss sich die Soziokultur gleichermaßen ihrer Errungenschaften (Methoden, Gegenwartsbezug, politisches Bewusstsein, demokratisches Grundverständnis) bewusst sein und sich gegenüber neuen Entwicklungsmöglichkeiten öffnen. 

Die Erhöhung der Fördermittel wäre schon gerechtfertigt, um aufzuholen, was in der Szene lange fehlte. Mit Hilfe der Fördersystematik will sie aber weiter kulturelle Impulse setzen und sich ästhetisch-künstlerisch neu aufstellen, ohne die bisherigen Werte aufzugeben. Die demokratische Kultur der soziokulturellen Zentren ist bis heute vom Wissen über die gesellschaftsfördernde Kraft der Kunst geprägt. In der soziokulturellen Arbeit »berühren und überschneiden sich das Ästhetisch-Künstlerische und Sozialpolitische nicht nur, sondern erschaffen ein eigenes Feld …« (Bettina Messner, Michael Wrentschur). 

Dieses Feld soll jetzt neu vermessen werden. Der Ansatz ist, dezidiert die Besonderheit der Ästhetik in der Soziokultur herauszuarbeiten, um kulturelle Eigenwerte herauszubilden und um sich damit auf eine neue Ebene der Professionalisierung bzw. Profilierung zu begeben. 

von Heike Herold,
Geschäftsführerin von SOZIOKULTUR NRW