Rainer Bode – ein „Urgestein“ der Soziokultur von jochen molck

„Ich habe keine Lust, dass meine ‚Anweisungen‘
von Rainer Bode kommen, dafür ist
das Ministerium zuständig“, so wird in NRW
die Aussage eines leitenden Beamten aus der
Bezirksregierung kolportiert, wenn es bei der
Umsetzung eines Förderprogramms mal wieder gehakt
hat. Manche werden sich an seine Mails erinnern,
ungeduldig im Ton, aber informativ in der Sache. Wenn sich
niemand traute oder niemand mehr Lust hatte, meldete
sich der Mann im blauen Hemd zu Wort. Sein Notizbuch
war prall gefüllt mit Telefonnummern, und auf die Frage,
„Kennst du vielleicht jemanden, den man nach … fragen
könnte?“, kam die Antwort fast immer sofort. Manchem
trat er auf die Füße, eckte an. Sympathien waren ihm nicht
so wichtig wie die Sache, für die er leidenschaftlich streiten
konnte. In mehr als drei Jahrzehnten ist Rainer Bode mit
seinem Wissen, seiner Erfahrung und seinen Kontakten zu
einer kulturpolitischen Institution geworden – weit über
NRW und die Soziokultur hinaus.
Zu Beginn des Jahres hat er seinen Job als Geschäftsführer
der LAG Soziokultur an seine Nachfolgerin Heike Herold
übergeben, noch unterstützt er das Team der Geschäftsstelle
in Münster beim Übergang.

Anfänge

Rainer Bode war fast von Anfang an dabei. 1986
gründete er in Münster das Kulturzentrum c.u.b.a. mit. Hier
wurde 1987 die „Poststelle“ der LAG eingerichtet, heute
„offizielles“ Gründungsdatum. Schon vorher gab es einen
informellen Zusammenschluss soziokultureller Zentren,
die seit Mitte der 1970er Jahre entstanden waren. 1988
konnte für Rainer Bode die erste ABM-Stelle geschaffen
werden – Beginn der institutionellen Anerkennung und
Landesförderung. Sein Weg in die Kultur führte über die
Ausbildung zum Verwaltungsangestellten, die Fachoberschule,
„staatlich anerkannte Wehrkraftzersetzung“ und
ein Studium der Sozialpädagogik. Dann schulte er zum
Schlosser um, überführte Autos nach Afrika und machte
später doch sein Anerkennungsjahr.
Die vielseitigen beruflichen und politischen Erfahrungen
halfen ihm beim Aufbau der LAG, der 1990 36 Zentren
angehörten. Mit insgesamt sieben für Kultur zuständigen
Minister*innen von SPD, CDU und Grünen hat Rainer Bode
bis heute zusammengearbeitet.

Strategien

In den Zentren drängte er auf Öffentlichkeit und Aktionen, um dann weitere Förderprogramme aushandeln zu können.

Auch heute noch gilt: Aktionen wirken. Foto: Hirt
Auch heute noch gilt: Aktionen wirken. Foto: Hirt

So ließ sich 1997 ein Qualifizierungsprogramm und 1998 ein 10-Millionen-DM-Förderprogramm zu Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen durchsetzen. Nach dem Regierungswechsel 2005 konnte die LAG zusammen mit CDU-Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff die bis heute sehr erfolgreiche Konzeptförderung entwickeln. Bis 2000 hatte sich die Anzahl der soziokulturellen Zentren in NRW fast verdoppelt. 2003 erschien die erste größere Studie, die Vielfalt und Qualität soziokultureller Arbeit auch wissenschaftlich belegte.




Vernetzung

1990 wurde Rainer Bode in den Vorstand der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren gewählt. Auch darüber hinaus war und ist er auf Bundesebene bestens vernetzt: in der Kulturpolitischen Gesellschaft, im Fonds Soziokultur, im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, im Beirat der KSK, im Bezug zur GEMA. Er streitet leidenschaftlich für Bürokratieabbau und war und ist ein Verfechter möglichst umfassender Selbstverwaltung, zum Beispiel bei der Vergabe von Fördermitteln. Seit 1996 ist er bei den Grünen aktiv. Unter Rot-Grün, später mit Schwarz-Gelb konnte die Landesförderung deutlich erhöht werden. Die Konzeptförderung wurde ausgeweitet, ebenso die Projekte der kulturellen Bildung, zu Flucht und Migration und die Zusammenarbeit zwischen Stadttheatern und Soziokultur. Rückblickend meint Rainer Bode, man hätte vielleicht noch mehr erreichen können, wenn es gelungen wäre, entsprechenden Druck aufzubauen. Auch den Generationswechsel in den Zentren hätte die LAG früher thematisieren müssen.

Anspruch

Den politischen Anspruch kultureller Arbeit, das Wie-können-wir-zumindest-ein-wenig-die-Welt-retten hat Rainer Bode nie aus den Augen verloren – und wenn er jetzt beginnt, die Geschichte der LAG aufzuarbeiten, dann macht er das auch mit Blick auf künftige gesellschaftliche Fragen und Auseinandersetzungen.

Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien.

Andi Möller – ehem. BVB Dortmund

Auch seine Fußballbegeisterung begleitet ihn zeit seines Lebens. Er startete in der C-Jugend von Rot-Weiß Hörden, wurde mit der A-Jugend Kreismeister und wechselte später unter anderem in die „Thekenmannschaft“ des FC Weintraube. 1993, beim legendären Spiel der Bundesvereinigung gegen die Kulturpolitische Gesellschaft (4:2), war er auch dabei. Heute ist er Mitglied beim BVB Dortmund – und wenn ein wichtiges Spiel ansteht, wird auch schon mal eine Sitzung verschoben, ganz zufällig.

Wenn du keine guten Songs hast, nützen Dir auch keine Businesspläne.

Mando Diao